Nichts

„Ein Loch ist dort, wo etwas nicht ist“, schrieb Kurt Tucholsky.
Und ich frage: und ein Nichts, was ist ein Nichts?
Ist das Nichts ein Loch, das keinen Rand hat?
Aber in ein Loch kann man vielleicht hineingreifen, man kann hindurchsehen. Es gibt ein Diesseits und ein Jenseits des Lochs.
Ins Nichts kann man nicht hineingreifen. Es bietet kein Diesseits und kein Jenseits.
Ein Nichts kann also kein Loch sein, weil wenn es ein Loch wäre, hätte es einen Rand, eine Grenze, aber das Nichts hat nichts, keinen Rand, ist grenzenlos.
Die Frage ist: Kann man mit dem Nichts ein Loch stopfen? Oder ist es dort schon drin? Immer? Und dann: Wo geht es hin, wenn man das Loch mit etwas stopft, das nicht nichts ist? Mit Käse zum Beispiel oder mit Stopfwolle. Ja, wo geht es hin? Dorthin, wo auch der Schmerz hingeht, wenn er geht? Der ja nie ganz geht, wie wir wissen.
Ist auch das Nichts immer und überall? Und irgendwo und nirgendwo?
Auf Sächsisch heißt es übrigens Nüscht, was viel schöner klingt als nichts. Nach mehr als nichts.
Dabei zählt es keinen einzigen Buchstaben mehr.
Es schwingt jedoch ein Gefühl mit – und das macht das Wort irgendwie schwerer. Oder die Geschichte.
Ich glaube, wir suchen immer den Rand.