Leipzig-Impression aus dem August

Mit dem Besuch aus Japan auf dem Völkerschlachtdenkmal. Die Aussicht an diesem Sonntag ist grandios. Rathaus, Thomaskirche, das ehemalige Reichsgericht, alles klar zu sehen, sogar der Flughafen in der Ferne, und auch das Kraftwerk in Böhlen . . . Ein deutsches Krematorium kann so schön sein wie ein Märchenschloss, die Deutschen sind sehr zivilisiert. Man entdeckt dort unten einen kleinen Rummel. Es tagt die Gilde der Marktschreier. Nach den wunderbaren Aussichten nun der Blick auf die geballte Schrecklichkeit von Billigprodukten in Plaste und Neon. Es leuchtet, blinkt und stinkt. Man flieht mit dem Softeis hinter einen Stand mit Kleidern, deren Muster an Gardinen aus den 70er Jahren erinnern, mit dem Potential, einen im Traum zu verfolgen. „Da brauche ich bestimmt Größe L,“ hören wir eine Frau sagen, deren nicht gerade zarte Rückseite uns eher auf XXL tippen lässt. „Das muss ich aber erst anprobieren.“ „Oh, nein!“, rufen wir. Sie kommt hinter den Stand und öffnet den Reißverschluss ihrer Hose, direkt vor unseren Augen. Es gibt kein Entrinnen, auch wenn wir zurück auf den Markt stürmen, weiterhin „Nein, nein, nein!“ rufend. Sie ist zu schnell für uns. „Sie hatte eine blaue Unterhose an,“ bemerkt der japanische Besuch mit großen Augen. So viel zu den zivilisierten Deutschen.