Mit dem Besuch aus Japan auf dem Völkerschlachtdenkmal. Die Aussicht an diesem Sonntag ist grandios. Rathaus, Thomaskirche, das ehemalige Reichsgericht, alles klar zu sehen, sogar der Flughafen in der Ferne, und auch das Kraftwerk in Böhlen . . . Ein deutsches Krematorium kann so schön sein wie ein Märchenschloss, die Deutschen sind sehr zivilisiert. Man entdeckt dort unten einen kleinen Rummel. Es tagt die Gilde der Marktschreier. Nach den wunderbaren Aussichten nun der Blick auf die geballte Schrecklichkeit von Billigprodukten in Plaste und Neon. Es leuchtet, blinkt und stinkt. Man flieht mit dem Softeis hinter einen Stand mit Kleidern, deren Muster an Gardinen aus den 70er Jahren erinnern, mit dem Potential, einen im Traum zu verfolgen. „Da brauche ich bestimmt Größe L,“ hören wir eine Frau sagen, deren nicht gerade zarte Rückseite uns eher auf XXL tippen lässt. „Das muss ich aber erst anprobieren.“ „Oh, nein!“, rufen wir. Sie kommt hinter den Stand und öffnet den Reißverschluss ihrer Hose, direkt vor unseren Augen. Es gibt kein Entrinnen, auch wenn wir zurück auf den Markt stürmen, weiterhin „Nein, nein, nein!“ rufend. Sie ist zu schnell für uns. „Sie hatte eine blaue Unterhose an,“ bemerkt der japanische Besuch mit großen Augen. So viel zu den zivilisierten Deutschen.
Zerstreut
Zerstreut
bin ich heut
wie die Blumen
auf meinem
schönen neuen Kleid.
Juni-Impressionen
Grau
die Dächer
vor dem Fenster,
in ihrem regennassen Glanz:
Wolken.
Blau
die Pfütze
spiegelt den Himmel.
Wie sie das macht?
Gern.
Weiße
kleine Wolken
hängen am Himmel,
wo ziehen sie hin?
Weiter.
Frühlingsboten
Zehn gelbe Tulpen stell ich auf den Tisch,
Wenn winters noch die dunklen Wolken ziehn,
Zu leuchten wie die Sonne frühlingsfrisch.
In meiner Küche soll es jetzt schon blühn.
Zuerst stehn meine Tulpen dann ganz aufrecht dort.
Wie sie die Köpfe aneinander schmiegen!
Die Sonnen gehen auf in einem fort,
Und bald sie sich an langen Stengeln wiegen.
Kurz drauf beginnen sie jedoch zu knütteln,
Die Stengel beugen sich der fliehnden Zeit
Bald darf am Tisch man nicht mehr rütteln,
Weil sonst kein Blatt mehr an den Blüten bleibt.
In meine Küche ist nun ungelogen
Nach Frühling gleich der Tod mit eingezogen.
Kurs: Die Magie des Tagebuchs erfahren – Tagebuchschreiben für Frauen
„. . . schon irgendetwas aufzuschreiben, ist eine Hilfe, die unseren Weg erleichtert.“ (Katherine Mansfield)
Kurs 19106Z an der VHS Leipzig
Kursleiterin: Dr. Carola Prigge
Gut geführt kann ein Tagebuch uns Selbsterkenntnis, beflügelte Kreativität und eine Sammlung von Schnappschüssen unseres Lebens schenken. Dieser Kurs gibt Anregungen, wie man ein persönliches Tagebuch gestalten und zu einer fruchtbaren Kommunikation mit sich selbst kommen kann. Die Kenntnis einiger Techniken und Methoden hilft, den eigenen Schreibstil zu finden, den Schreibfluss anzuregen und eventuelle Schreibblockaden zu lösen. Inspirierend ist dabei auch der Austausch über die Übungs- und Tagebuchtexte und die Erfahrung beim Schreiben.
Termine: 14.3., 4.4., 25.4., 23.5., und 13.6., 19 bis 21 Uhr
Ort: VHS Leipzig, Löhrstraße 3 – 7